Burnout

Körper Kunst Therapie Susanna Tuppinger Kunsttherapie Expressive Arts Körpertherapie Tanztherapie Bewegungstherapie Blog Beitrag Burnout


– Der Ofen ist aus –


«Dass jemand in einem Burnout ein Weichei oder Versager sei, erfordert ein dringendes Umdenken. Die Gesellschaft betrachtet ein Scheitern als Versagen. Wir werden aufs Siegen getrimmt. Das Risiko des Scheiterns gehört jedoch zu jedem Schritt vorwärts. Die Kunst des Scheiterns besteht darin aus Fehlern zu lernen, wieder aufzustehen und weiter mit Zuversicht durchs Leben zu gehen.»

Dr. Manfred Nelting aus «Burn-out – Wenn die Maske zerbricht»


Zeit-Phänomen

Gesellschaften der Industrieländer bewegen sich immer mehr in komplexen Gebilden. Technik, Digitalisierung und Virtualität setzen stetig unter Zeit- und Leistungsdruck. Vernetzung und ständige Erreichbarkeit beeinflussen unsere Identität.


Was bedeutet eigentlich «Ausgebranntsein»?

In der Raumfahrt bedeutet ein Burnout ein Zeitpunkt, in dem das Triebwerk einer Rakete abgeschaltet wird und der antriebslose Flug beginnt. In der Kernphysik ist es ein Durchbrennen von Brennstoffelementen bei Überhitzung. Die Psychologie beschreibt ein Burnout als Syndrom des Ausgebranntseins, der völligen psychischen und körperlichen Erschöpfung. Nach ICD-10, der Internationalen Klassifikation der Krankheiten und Gesundheitsprobleme, sind es Probleme oder Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung.

In diesem Blogbeitrag steht Burnout in einem direkten Zusammenhang mit der Arbeitssituation.


Drei Kernaspekte eines Burnout-Zustandes

Drei Kernaspekte beschreiben einen Burnout-Zustand. Durch emotionale Erschöpfung fühlt man sich gefühlsmässig ausgelaugt. Mit der Depersonalisierung entwickelt sich eine negative Wahrnehmung und negative Gefühle gegenüber anderen. Durch die reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit nehmen sich die Betroffenen vermindert kompetent wahr. Die Einschränkung des Selbstvertrauens verursacht einen Einbruch im Selbstwertgefühl


Sieben Phasen eines Burnout-Prozesses

Burnout entwickelt sich über einen bestimmten Zeitraum in verschiedenen Phasen:

  1. Phase: Erste Warnzeichen – häufige Überstunden, Einsatzsteigerung, erste Erschöpfung, Müdigkeit, Motivationsverlust, Überreaktionen
  2. Phase: Reduziertes Engagement – sozialer Rückzug
  3. Phase: Emotionale Reaktionen – Minderwertigkeitsgefühle und Pessimismus
  4. Phase: Abnahme der kognitiven Fähigkeiten – Vergesslichkeit, Motivationsverlust, Unkonzentriertheit, Fehler, Negativspirale
  5. Phase: Abflachen des emotionalen und sozialen Lebens – Gleichgültigkeit, Kontaktvermeidung, Emotional abgestumpft
  6. Phase: Psychosomatische Reaktionen – leidvolle Symptome, muskuläre Verspannungen, Schmerzen, Schlafstörungen, Essstörungen, Suchtverhalten
  7. Phase: Depression und Verzweiflung – Sinnlosigkeit, Negativität, Zukunftsängste, Existenzängste, Suizidgedanken


Drei Hauptfaktoren

Es gibt 3 Hauptfaktoren, die einen Burnout-Zustand begünstigen oder vermindern:

HauptfaktorenVermindernBegünstigen

1
Persönlichkeitsmerkmale

engagiert in Alltagsaktivitäten, offen für Veränderungen, positiv kontrollierend mit äusseren Ereignissen, können Leistungen ihren eigenen Fähigkeiten und Anstrengungen zuschreibenfühlen sich dem Zufall ausgesetzt, erleben sich anderen ausgeliefert, ängstlich, ablehnend, wenig Kraft und Durchsetzungsvermögen

Typ A-Verhalten: sehr wettbewerbsorientiert, erfolgsorientiert, arbeiten unter Zeitdruck, kontrollierend

2
Arbeitsbezogene Einstellung

mit Anforderungen unserer Gesellschaft vernünftig haushaltenhohe emotionale Beteiligung, sehr engagiert, zwanghaft-perfektionistisch

3
Jobmerkmale und Aspekte des Arbeitsumfeldes

soziale Unterstützung, Zuspruch, Feedback, Aufmunterung, konstruktive Kritik, Gefühl von Wahrgenommen werden, von Ernstgenommensein, Dazugehörigkeit, angemessene Selbstbestimmung und Flexibilität, Entscheidungskompetenzen, Verantwortunghohe Arbeitsbelastung und Zeitdruck, soziale Berufe, Berufe im Gesundheitswesen, Rollenkonflikte, unklare Aufgabendefinition, undefinierte Stellenbeschreibungen, Mobbing


Rechtzeitig reagieren: Handeln

Am besten ist es Burnout vorzubeugen. Nehmen Sie die ersten Warnzeichen ernst und tun Sie etwas dagegen, so lange Sie noch können. Finden Sie Ihr persönliches Gleichgewicht zwischen den vier Säulen der Gesunderhaltung:

  1. Leistung und Arbeit
  2. Soziale Aktivitäten und Beziehungen
  3. Körper und Sinne
  4. Kultur und geistig-emotionales Erleben


Sind gewisse Grenzen schon überschritten hilft eine Therapie

  1. Bewegung: aktiv sein
  2. Entspannung: achtsam sein
  3. Selbsterkenntnis: sich bewusst sein
  4. Medikamente: unterstützt/stabil sein


Fazit

Burnout kann man entgegenwirken. Reagieren Sie rechtzeitige auf erste Warnsignale. Tun Sie etwas dagegen, solange Sie noch in der Lage sind. Finden Sie ein gutes Gleichgewicht zwischen Leistung, Arbeit, Sozialen Aktivitäten, Beziehungen oder Körper/Seele/Geist. Suchen Sie sich Unterstützung.

Quelle / Literatur
Dr. Joachim Leupold – Burn Out
Thomas Knapp – Burn-out – In den Krallen des Raubvogels
Dr. Manfred Nelting – BURNOUT – Wenn die Maske zerbricht



Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert